26. März 2019

Endlich: Europäisches Parlament verbietet unbezahlte Praktika

Gestern hat das Präsidium des Europäischen Parlaments eine neue Regelung verabschiedet, die ab Juli dieses Jahres unbezahlte Praktika in den Büros der europäischen Abgeordneten verbietet. Bisher konnten Abgeordnete die Bezahlung ihrer Praktikant*innen frei festlegen. Mit der neuen Regelung wird endlich ein einheitlicher Maßstab für alle europäischen Parlamentarier*innen gesetzt. Diese Entscheidung ist ein Sieg für all diejenigen, die in den vergangenen Jahren für die Rechte von Praktikant*innen gekämpft haben, ob innerhalb oder außerhalb des Parlaments. Der Protest hat sich gelohnt!

Die neuen Regeln für Praktikant*innen in den Büros der Abgeordneten knüpfen an die im Juli letzten Jahres beschlossenen Grundprinzipien an. Künftig werden die Praktikant*innen direkt vom Europäischen Parlament angestellt, werden krankenversichert sein und zwischen 800 Euro und 1313 Euro pro Monat vergütet. Das verbessert die derzeitigen Bedingungen für Praktikant*innen im Europäischen Parlament drastisch. Sowohl Absolvent*innen als auch Studierende haben die Möglichkeit, Praktika bei europäischen Abgeordneten für einen Zeitraum von sechs Wochen bis fünf Monaten (mit einer maximalen Verlängerung auf neun Monate) zu absolvieren. Darüber hinaus können die Abgeordneten des Europäischen Parlaments Studienaufenthalte für eine maximale Dauer von sechs Wochen und Praktika in ihrem Heimatland nach Maßgabe der nationalen Gesetzgebung anbieten. Diese neuen Regeln werden mit Beginn des neuen Mandats im Juli in Kraft treten.

Vor zwei Jahren veröffentlichte die Intergruppe für Jugend die Ergebnisse einer Umfrage, die sie mit Praktikant*innen in den Büros der Abgeordneten und Fraktionen durchgeführt hat. Laut dieser Umfrage werden ein Viertel der Praktikant*innen in den Büros der Europaabgeordneten mit weniger als 600 Euro bezahlt, ganze 8 Prozent bleiben unbezahlt. Diese Umfrage brachte die teils prekären Zustände unter denen Praktika im Europäischen Parlament stattfinden ans Licht. Daraufhin wurde eine Kampagne zur Änderung der Geschäftsordnung unter dem Hashtag #FairInternships gestartet.

Terry Reintke, die Initiatorin dieser Kampagne war, sagt dazu: „Unbezahlte Praktika sind schlichtweg inakzeptabel. Auch Praktikantinnen und Praktikanten müssen ihre Miete zahlen und Nahrungsmittel kaufen. Trotzdem machen junge Menschen nach dem Abschluss von Ausbildung oder Studium viel zu oft ein Praktikum nach dem anderen, ohne dafür angemessen entlohnt zu werden. Gleichzeitig sind Praktika in vielen Fällen unerlässlich, um einen Fuß in den Arbeitsmarkt zu setzen und endlich den ersten Job zu bekommen. Ich freue mich sehr, dass das Europäische Parlament diesen Teufelskreis nun durchbrechen will und mit gutem Beispiel vorangehen wird, um allen jungen Menschen faire Startchancen zu ermöglichen.“

Das Europäische Parlament muss eine Vorreiterrolle für faire Praktika einnehmen, nicht nur innerhalb der europäischen Institutionen, sondern auch für alle Arbeitgeber*innen im europäischen Raum. Mit dieser neuen Regelung sind wir fairen und qualitativ hochwertigen Praktika im europäischem Raum ein ganzes Stück näher.