25. September 2015

EU-Gelder erweitern die Wohlstandskluft

Sajokaza (sprich: Schajokasa), ein Dorf im Nordosten Ungarns, eine der ärmsten Regionen der EU. An einem Ende des Dorfes lebt die neunjährige Andrea gemeinsam mit elf Familienmitgliedern auf 70 Quadratmetern. Im Haus gibt es kein fließendes Wasser, es ist nicht an die Kanalisation angeschlossen und die Straße, an der es steht, versinkt schon im Spätsommer im Matsch.

_MG_3558Rund 160.000 Euro an EU-Fördermitteln wurden in Sajokaza investiert – bei Andreas Familie und den anderen Roma-Familien ist davon nichts angekommen. Im Gegenteil: Das Geld wurde drei Kilometer weiter in einem weit wohlhabenderen Bezirk des Ortes ausgegeben. Dort wurde der Dorfkern inklusive Springbrunnen saniert. Die traurige Ironie? Weil Andrea und ihre Freund*innen – die Roma-Kinder in deren Ortsteil es kein fließendes Wasser gibt – im heißen Sommer am Brunnen spielten, wurde nach nur einer Woche das Wasser abgelassen. Seitdem liegt der frisch renovierte Platz samt Brunnen verwaist da.

_MG_3101Es sind Beispiele wie dieses, die deutlich machen, wie wichtig es ist, dass EU-Fördermittel nachhaltig und sozial eingesetzt werden. Die Mittel dazu kennen wir: Projekte funktionieren immer dann, wenn die Zivilgesellschaft und Betroffene in Konzipierung, Planung und Umsetzung einbezogen werden. Deshalb wurde das sogenannte Partnerschaftsprinzip, das genau dies vorsieht, entwickelt. Jetzt muss es endlich auch konsequent angewendet werden. In Terrys Initiativbericht zu Kohäsionspolitik und marginalisierten Gruppen fordert sie genau das, damit das Geld da ankommt wo es am nötigsten gebraucht wird und damit Andrea sie eine Zukunft hat – als Elektrikerin, Astronautin, ungarische Premierministerin. Oder was auch immer sie gerne werden will.

Mehr Informationen zum Initiativbericht gibt es hier.